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Dieses Siegel wurde von Christine Genc und Wolfgang Herzog kreiert. Es soll uns allen klar machen daß Kinder nicht nur als "Sandsack" dienen.
Das Siegel kann jeder auf seine Seite stellen, der unsere Meinung teilt.


Mysteriöses und nichtgreifbares -
es wird uns immer begleiten und auch beschäftigen


Dann stand er auf und nahm seinen alten Platz wenige Schritte vor dem Bambus wieder ein. Unbweglich starrte er auf das geschmückte Bambusrohr. Wir alle schauten ebenfalls auf den Bambus.

Mit einemmal sahen wir, wie sich langsam die rafana-Federn hochstellten. Es vibrierte so stark, daß es zu klappern anfing. Wandirifu sagte nun zu den vier Männern:" Hebt das Bambus jetzt auf!"

die Männer wollten es aufheben, aber es schien nicht zu gehen. Sie stutzten, sahen sich an und ließen erschrocken das Rohr los. Wir alle blickten zu Wandirifu. Er nickte nur und sagte:2Es ist gut so. Nehmt das Rohr hoch."

Mit beiden Händen faßten nun die Männer fest zu, hatten aber trotzdem alle Mühe, es schließlich auf ihre Schultern zu heben.

Wie konnte das sein fragten wir uns."Der Geist des Jungen ist nun im Bambus!" war die Antwort.

Nach Anweisung von Wandirifu verlagerten nun die Männer vorsichtig das Bambus von ihren Schultern in die Unterarme. Wieder begann das Bambus zu vibrieren.

"Laßt euch vom Bambus führen. Gebt nur Acht, daß es euch nicht zu Boden fällt. Das Bambus wird euch den Weg zeigen."

Das Zittern des Rohres wurde mit einemmal stärker. Ruckartig bewegte sich jetzt das Bambus nach vorne. Erschrocken wichen wir aus und machten dem Bambus Platz.Es drehte sich mehrmals im Kreis, dann stieß es seitlich an den Häuserwänden entlang, machte wieder einen Bogen und steuerte auf die lagernde Männergruppe zu. Die Männer beeilten sich, auf die Beine zu kommen, um den Bambus auszuweichen.

Doch schon erreichte das Rohr einen Mann, es war Kafi, der Ehemann der gefürchteten sangguma-Hexe Kefo Kefo, und stieß ihn einmal an seinen Oberarm.Wir erschraken heftig als wir dieses Zeichen sahen.

Dann wandte sich das Bambus von Kafi ab und kam auf uns Frauen zu. Es war unheimlich anzusehen, wie das Rohr unentwegt nach vorne trieb, ohne daß es die Männer hielten. Zielsicher strebte das Bambus auf eine ältere Frauengruppe zu, machte vorihr kurz halt und schoß plötzlich zur Seite auf die sangguma-Hexe Kefo Kefo. Das Rohr stieß zweimal auf ihre Brust, schnellte sogleich wieder einige Schritte rückwärts, drehte sich und traf Kefo Kefos Tochter Wiru, die gleich fünfmal von dem Bambus angestoßen wurde. Im nächsten Moment spritzte aus dem Bambusrohr rote Farbe in das Gesicht der beiden Frauen.

Die beiden zitterten vor Schreck, hielten sich die Hände und sahen sich an. Dann rannten sie wortlos ins Haus. Das Bambus hinterher.

Wandirifu, der noch immer an der selben Stelle saß, klatschte in die Hände und rief einen Zauberspruch. Das Bambusrohr hörte sofort mit der Verfolgung auf und lag ruhig in den Armen der Männer, denen der Schweiß vom Körper troff.

"Meine Arbeit ist getan. Ihr wißt nun was ihr wissen wollt. Verbrennt sogleich das Bambus und die Leber.

Er nahm seine Netztasche , sprach noch einige Worte mit dem Sippenführer, der ihm das Geld für seine Arbeit überreichte, und verschwand im Busch.

Noch immer standen wir fassungslos auf dem Dorfplatz und konnten das alles nicht begreifen. Ausgerechnet Kefo Kefo und ihre Tochter Wiru hatten Kendori und die anderen Kinder getötet.

Der Bambus hatte deutlich und sichtbar die Täter als sangguma entlarvt. Die rote Farbe kennzeichnet die Menschenmorde. Ebenso wurde ihr ;Mann und ihre Tochter sangguma übertragen.

Nun hatten wir endlich Klarheit, wer hinter dem Kindersterben steckte. Kefo Kefo und ihr Mann wurden über diese Sache nicht befragt, da wir alle ihre Rache fürchteten. In früheren Zeiten wäre Kefo Kefo sofort getötet worden. Doch heute fürchtet man die Regierung.

Tochter Wiru verließ bald darauf das Dorf und ließ sich nie wieder sehen. Leute sagten nach Jahren, sie lebe irgendwo bei Mt. Hagen und sei verheiratet.

Seit der Aufklärung der Todesfälle in unserem Dorf gab es bis heute keine ungewöhnlichen Sterbefälle mehr.

 

Solange es einen neuen Tag geben wird, wird es bei uns auch sangguma-Hexen geben. - Obwohl ich meine, daß es in früheren Zeiten mehr sangguma- Frauen gab als heute. Warum das so ist, kann ich nicht sagen. Vielleicht hat die neue, moderne Zeit etwas damit zu tun. Ich weiß es nicht.

QUELLENNACHWEIS: Piet Bogner

Sangguma---schwarze Magie der Papua..... ( Goldmann-Verlag)